25 — 08

Brennnessel

Ihr Lieben,

ich habe das früher auch nicht gemacht, aber aktuell ernte ich Brennnesselsamen. Warum ihr das auch machen solltet? Brennnesselsamen sind zum einen eine geschmackliche Bereicherung, zum anderen beeindruckend reich an Nährstoffen (Eisen, Kalium, Eiweiß, Flavonoide, Kieselsäure, usw.) – unser heimisches Superfood sozusagen.
Ich schreibe auch bald mal etwas zur Verwendung des Blattgemüses. Doch nun geht es um die Samenernte, und die macht man eben jetzt oder muss bis zum nächsten Jahr warten. Die Natur ist zum Glück kein Supermarkt mit ständiger Verfügbarkeit.
Um die Brennnessel zu identifizieren, müsst ihr ehrlich gesagt einfach die Augen offen halten – man findet sie überall! Und man kann sie zur Zeit auch nicht verwechseln, da keine andere vergleichbare Pflanze Samen in dieser Form trägt. Weitere Erkennungsmerkmale sind: der Stengel ist vierkantig, die ganze Pflanze ist mit Brennhaaren überzogen, die Blätter sind eiförmig zugespitzt, gezähnt und stehen sich paarweise gegenüber.
Ihr werdet männliche und weibliche Brennnesseln entdecken. Spannend für die Ernte sind nur die weiblichen Pflanzen. Warum? Seht selbst:

Links: Weibliche Brennnessel Rechts: Männliche Brennnessel

Wie bei uns Menschen hat die Brennnessel (Urtica dioica) zwei Geschlechter. Die Bestäubung übernimmt der Wind. Samen tragen logischerweise nach der Bestäubung nur die weiblichen Pflanzen. Sie hängen traubenartig nach unten, während die männlichen Blütenstände senkrecht stehen. Ich ernte die Samen immer im grünen Zustand, da sie mir so besser schmecken. Ihr könnt auch die braunen Samen sammeln oder beides und schauen, was euch mehr zusagt. Ich zwicke die Stengel mittlerweile ohne Handschuhe ab. Newbies empfehle ich zur Ernte: Handschuhe, eine große Tüte und eine Schere. Die Brennnessel ist wie der Hanf eine Faserpflanze, und die Stengel können je nach Standort sehr kräftig sein. Also, Handschuhe an und mit der Schere dort abschneiden, wo die Samen aufhören, nicht die ganze Pflanze ausreißen. So kann die “geköpfte” Königin weiterleben: sie vermehrt sich nämlich über ihre Samen und ihre Wurzeln. Ab in die Tüte damit und den Vorgang solange wiederholen, bis ihr mit eurer Ernte zufrieden seid. Wann ihr das sein könnt? Aus meiner Erfahrung heraus fährt man ganz gut bei einem regelmäßigen, nicht übertriebenen Konsum, wenn man ca. 40 prall behängte Brennnesseln mit Samen erntet. Äußerst nett im Umgang mit der Natur ist übrigens, eine Stelle nie ganz abzuernten und lieber an ein paar Stellen zu sammeln.

Die Ernte erfolgt in der Regel bei trockenem Wetter, ist aber kein Muss. Damit sich die Samen lösen, müssen sie zuhause trocknen. Das wollen sie im Haus an einem Ort mit konstanter Temperatur, nicht in der direkten Sonne und mit Platz zum Atmen. Einfachste Möglichkeit: ein Bettlaken spannen. Mit Invest verbunden, dafür handmade: der Kräuter Trockner von Manufactum. Andernfalls könnt ihr auch im Internetz nach weiteren Möglichkeiten suchen.

Sobald ihr eure Brennnesselsamen-Trocknungsstation installiert habt, überprüft ihr immer wieder den Trocknungsgrad der Pflanzen bis zu Tag X, wenn alles rascheltrocken (feel it, hear it) ist und ihr die Samen gewinnen könnt. Ich nehme hierzu ein grobes Sieb und reibe die Samenstände der Pflanze darüber, bis sich alle Samen lösen. Danach ist etwas Feinarbeit gefragt, da sich noch andere Pflanzenteile in den Samen befinden, was ich persönlich nicht so schlimm finde.

Ab damit ins Glas und zukünftig als Topping über Müsli, Porridge oder Salat genießen. Eine weitere sehr schmackhafte Verwendung teile ich bald mal. Das könnte an der Stelle bei all den vielen bereits geschriebenen Worte untergehen, wäre schade darum.

Also, sammelt fleißig. Geht raus, geht in euch. Macht eine Connection mit der Natur und der Brennnessel!

Happy sammeln!

Eure Ola